Tour am Julierpass | © DAV-FN/F.BEITNER
Tour am Julierpass | © DAV-FN/L.Fischer

Powdersuche am Julierpass

Text: Fabian Bilder: Ralf, Jan, Lorenz, Fabian

28.02.2023

Unerschrocken von diesem schneearmen Winter machte sich letztes Wochenende eine kleine Gruppe von Skitourenbegeisterten auf die Suche nach Powder Rinnen in den Bündner Alpen. Durch eine Erkältungswelle halbierte sich die Teilnehmerzahl leider von 10 auf 5.

Dennoch kamen wir als glorreiche 7 gut gelaunt in Bivio, dem Schweizer Ort mit der größten Sprachenvielfalt, gegen 9 Uhr an. Nach einer Koffein-Stärkung in einem Cafe im Ort begannen wir unsere Tour am Parkplatz kurz unterhalb des Julierpasses gen Norden in Richtung Piz d’Agnel. Auf Höhe des Corn Alvs zog endlich der Himmel auf und die Sonne sollte sich für den restliche Tag durchsetzen. Wir bogen scharf rechts ab und erklommen zusammen mit zirka 20 anderen Tourengehern den gerne begangenen Piz Surgonda.

Nach kurzer Gipfelrast marschierten wir, die Ski schulternd, zirka 70 Meter den Kamm entlang und fanden schnell die Passage, um zum Gletscherfeld des Traunter Ovas abzusteigen. Ein durch Bergführer gelegtes Fixseil erleichterte uns den 10 Höhemeter steilen Abstieg enorm. Nach kurzer Abfahrt über eisigem Untergrund auf dem spaltenfreien Gletscher hielten wir uns östlich in Richtung der erhofften wunderschönen nach Nord ausgerichteten Powder Hänge, die sich bis zum Bach Ova d’Err ziehen sollten.

Leider fanden wir nur äußerst anspruchsvollen Platten- oder Fastpowder. Eingewehter Pulver wechselten sich alle paar Meter mit eisigen Platten, Bruchharsch und Sumpfschnee ab, sodass die Abfahrt das skifahrerische Können der Gruppe auf die Probe stellen sollte. Am Bach angekommen mussten wir feststellen, dass ein nahezu schneefreier Südhang einen Aufstieg in Richtung Piz Jenatsch nahezu unmöglich machte. Da die Zeit zudem bereits vorangeschritten war, entschieden wir uns, den Tourentag bei einem Bier frühzeitig zu beenden und marschierten im Sauseschritt zur Jenatsch Hütte.  In der gemütlich warmen Stube rundeten wir, trotz mürrischer Hüttenwirtin, den Tag bei einer Flasche Wein fröhlich ab.

Am nächsten Morgen war vom Sonnenschein des Vortags nicht mehr viel übrig. Zudem stürmte es gehörig, als wir nach Westen die Schleife zum Piz Calderas einschlugen. Da der geplante Gipfel ebenfalls von Schneemangel betroffen war und das Thermometer rasch unter -15oC sank, entschlossen wir uns, den leichter erreichbaren Tschima da Flix zu besteigen. Wie bei einer Nordpol Expedition kämpften wir uns bei eisigem Wind auf den Berg, dem wir bereits nach wenigen Minuten Gipfelaufenthalt den Rücken zukehrten und zurück zur Jenatsch Hütte abfuhren. Nachdem Füße und Hände langsam wieder auftauten, begaben wir uns auf den Weg  zum Fuorcla d’Agnel Joch, um das lange Tal wieder hinaus zum Parkplatz zu fahren.

Auch wenn wir unsere geplanten Ziele und Routen aufgrund von Verhältnissen wie im Mai nicht vollends realisieren und darüber hinaus auch keinen Pulverschnee finden konnten, so war es für alle Teilnehmer ein hochalpines Abenteuer bei bester Stimmung. Wir sind alle gesund wieder zu Hause angekommen und planen bereits die nächsten Abenteuer mit dem DAV Friedrichshafen.